U2gigs.com

U2gigs.com - U2:UV Achtung Baby Live at the Sphere 2023/2024

· Home
· All Tours History
· E+I 360° photos
· JT30 360° photos
· Live Releases
· U2 Pictures
· Bootleg Covers
· Personal Charts
· News
· Twitter Archive
· FAQ
· Contact






U2 Vertigo Tour

Vertigo Tour 2nd leg: Europe

: Arena AufSchalke - Gelsenkirchen, Germany

View all performances at Arena AufSchalke, Gelsenkirchen, Germany.

(venue website)


Eben mal die Welt retten (german)

(published on 2005-06-13)

Source: FAZ

Von Andreas Obst

13. Juni 2005 In der Rockmusik immerhin scheint der Generationenvertrag gültiger denn je: Was die Eltern erlernt haben, nehmen ihre Kinder nun wie selbstverständlich als eigenes Eigentum an. Um von dieser Doppelliebe zu profitieren, muß man als Rockband nur lange genug im Geschäft bleiben. Das irische Quartett "U2" spielt seit 1978 zusammen, in unveränderter Besetzung und mit stetig erweiterter Mission zur Weltrettung. Genügten am Anfang noch drei Akkorde und der bandeigene Begriff von Wahrheit als Programm, sind im Booklet ihres jüngsten Albums mit dem prätentiösen Titel "How To Dismantle an Atomic Bomb" die Adressen weltweit operierender Menschenrechts- und Naturschutzorganisationen angeführt - und die Aufforderung, ihnen beizutreten.

Nachdem das erste halbe Dutzend Songs in der seit Monaten ausverkauften Arena auf Schalke verhallt ist, der ersten von nur drei Deutschland-Stationen auf der Welttournee der Band, wendet sich Bono, der Sänger und Sprecher der Gruppe, an die siebzigtausend, die sich bis dicht unter das Schiebedach des Mehrzweckhallenkomplexes türmen. Er wolle sich bei den Fans bedanken: für das gute Leben, das sie, die Musiker, seit Jahren führen dürfen, und - da wird es einigermaßen kryptisch - zugleich für die Gemeinsamkeit des Vertrauens in die Zukunft.

Noch vor dem Schlafengehen die Welt retten

In ihrer langen Geschichte sind "U2" selten in den Verdacht geraten, selbstironisch zu sein. Schon gar nicht war das bei Bono so, der neben seiner musikalischen Arbeit seit Jahren Honoratioren aus Kirche und Politik, vom Papst bis zum amerikanischen Präsidenten, auf den Füßen steht, um ihnen seine Ansichten über eine bessere Welt zu enthüllen. Und wenn der Sänger an einer anderen Stelle des Gelsenkirchener Konzerts vom gerade bekanntgewordenen Beschluß der G-8-Staaten berichtet, achtzehn Entwicklungsländern ihre Schulden zu erlassen, dann erwecken seine Ausführungen den Eindruck, er selbst habe nicht unerheblich Anteil an dieser Entscheidung gehabt. Daß die Menge gleicher Ansicht ist, zeigt der jäh aufbrandende Beifall. Fast scheint es, als würde sich die Arena in die Lüfte erheben. Man würde sich darüber nicht wundern.

Nach einem Konzert mit "U2" ist man in der Stimmung, die Welt zu retten. Jetzt, auf der Stelle, noch vor dem Schlafengehen. Auf Schalke könnte einen davon allenfalls der Umstand abhalten, daß der Rückweg in die Wirklichkeit so beschwerlich ist. Es dauert eben, bis siebzigtausend, auch wenn sie noch so guten Willens sind, ihre Wege nach Hause gefunden haben. Das Erlebnis der Masse wurde mit dem Durchbruch der Band Teil der "U2"-Kosmologie. Und gewiß kein Zufall war es, daß dieser Durchbruch in der weltumarmenden Stimmung des bis dahin größten Benefizrockdoppelkonzerts geschah, auf Bob Geldofs "Live Aid"-Spektakel für Äthiopien, fast auf den Tag vor zwanzig Jahren.

Gemeinschaftsgefühl zum Wohle aller

Nun könnte man einwenden, die Stadionisierung der Rockmusik sei keine Erfindung der Iren gewesen. Spätestens seit dem Festival von Woodstock im August 1969 gab es kein Halten mehr, wenn Rock über die Menschen kam. Doch hat das durchaus auch physische Gefühl der Masse bei "U2" Bedeutung weit über das Hedonistische hinaus. Bei den Konzerten der Iren geht es um die Beschwörung eines Gemeinschaftsgefühls zum Wohle aller. Man erinnert sich der Bilder früherer Jahre, da Bono mitten im Konzert eine junge hübsche Frau aus dem Publikum auf die Bühne heben ließ und sie minutenlang vor allen Augen in den Armen wiegte: Kuscheln für die Welt. Inzwischen hat die Band Laufstege von der Hauptbühne ins Publikum errichten lassen, und schaut man von weitem zu, sieht es so aus, als würden sich die Musiker bei ihren Ausflügen in die Menge auf Händen tragen lassen. Tatsächlich stehen sie auf einer festen Metallkonstruktion, nur eben zwei Meter über dem Boden.

Man mag Bonos unermüdliche Plädoyers für das Gute, das machbar sei, wenn es nur alle wollen, für naiv halten, die Suaden womöglich als offensichtliche Gleitmittel für eine Mechanik schmähen, die ihn über die Dinge hienieden erheben soll. Doch ohne Zweifel ist es diesem Musiker gelungen, sich inzwischen bereits der zweiten Generation von Rockmusikhörern als moralische Instanz zu präsentieren. Der Anspruch von "U2", mehr zu sein als die größte Rockband der Welt, mag mit den Ambitionen anderer Musiker kollidieren, doch zieht man nur die allerlautesten Großsprecher zum Vergleich heran, ist doch sofort zu erkennen, daß etwa "Oasis" auf ganz anderem Niveau lärmt. "U2" hingegen läßt mitten im Konzert einen Videofilm über die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte abspielen, und wieder ist der Beifall ohrenbetäubend.

Irgendein Song paßt immer

Es ist der Band zugute zu halten, daß sie heute die größten Räume dramaturgisch zu füllen versteht. Der Bühnenaufbau besteht diesmal aus zwei Türmen mit schwarzen und roten Streifen, dem Design der neuen CD angelehnt, dazwischen spannt sich eine konkave Metallwand als gigantischer Bildschirm und Projektionsfläche zugleich. Darüber zeigen vier überdimensionale Monitore während des gesamten Konzerts die vier Musiker auf der Bühne, wo sie naturgemäß aus der Entfernung kaum auszumachen sind.

Doch das größte Geschick der Band besteht wohl darin, ihr Repertoire aus inzwischen einem Vierteljahrhundert wider alle musikalischen Moden den gesellschaftlichen Zeitströmungen dienlich zu machen. So wird der Ohrwurm von den Straßen ohne Namen in diesem Jahr zur Ode auf Afrika, der irische Bürgerkriegsheuler "Sunday Bloody Sunday" umgewidmet zum Plädoyer für Frieden im Nahen Osten: Im Soundtrack des Guten, so scheint es, dröhnt für immer die eigene Ewigkeit von "U2".

back











The most accurate U2 setlist archive on the web.
Often plagiarised, never matched.
U2gigs.com Social


© 1996 U2gigs.com

Switch to Desktop design