U2 Vertigo Tour
Vertigo Tour 2nd leg: Europe
: Arena AufSchalke - Gelsenkirchen, Germany
Phonstarke Friedensmission
(published on 2005-06-14)Source: Kölnische Rundschau
Von JAN WÖRDENWEBER
13.06.2005 21:36 Uhr, aktualisiert 14.06.2005 10:56 Uhr
GELSENKIRCHEN. Die Fünf-Prozent-Hürde wäre für ihn ein Katzensprung. Und Gerhard Schröder würde sich bedanken, sollte bei der Bundestagswahl auch noch ein zweites linkes Wählerbündnis antreten. Aber Paul „Bono Vox“ Hewson will nicht Deutschland retten, sondern gleich die ganze Welt. Und da interessiert Hartz IV nicht die Bohne. Die Menschenrechte und die Dritte Welt sind es, die der U2-Sänger beim ersten von drei Deutschland-Konzerten in der Arena auf Schalke in den Mittelpunkt rückt.
Über 60 000 Fans sind am Sonntagabend Zeuge der wohl besten Polit-Rockshow seit langem, und es hätten weit mehr sein können: Noch nie wurden in Deutschland so viele Karten in so kurzer Zeit verkauft: Ganze zwei Stunden dauerte es, bis alle 200 000 Karten für drei Shows verkauft waren. Denn mit den letzten beiden Alben haben die Iren bewiesen, dass sie noch immer die Rockband sind, die Anfang der 80er ihren Kampf für Frieden und Gerechtigkeit begonnen hat. Vergessen ist das Experimentieralbum „Pop“ und die Tournee 1997, als Auftritte mangels Nachfrage abgesagt werden mussten.
Diesmal geben Bono, Adam Clayton, Larry Mullen und The Edge Vollgas: „Hello, hello“ schallt es im Refrain des Openers „Vertigo“ durch die Arena; gefolgt von „Beautiful day“. Das passt natürlich zum Schuldenerlass der G-8-Staaten für die ärmsten Länder der Welt. Man müsse den Regierenden auch mal Danke sagen, meint Bono, der sich in seiner Freizeit gerne mit Politikern aus aller Welt trifft.
Multimediale Einspielungen auf eine stählern-gläserne Hochhausfassade verstärken das Anliegen der Musiker. So werden die ersten sechs Artikel der Menschenrechtscharta eingeblendet. In Wim Wenders und Herbert Grönemeyer sehen U2 prominente Mitstreiter aus deutschen Landen, und an „Mr. Schröder“ gewandt warnte Bono, man werde genau beobachten, wie in Zukunft die Ärmsten der Armen behandelt würden.
Bono sieht aus wie Rambo auf einer Friedensmission, als er sich ein weißes Stirnband mit Symbolen für das Christen- und Judentum sowie den Islam um den Kopf bindet. Was folgt, ist einmal mehr die Vision von der Einen Welt: „One“ - eine der wenigen Balladen an diesem Abend.
Trotzdem fühlt man sich nicht auf einer Demo irischer Politaktivisten. Denn dafür ist die Musik einfach zu gut. U2 zelebrieren besten Stadion-Rock. Kein Wunsch bleibt offen: „Pride“, „New Years Day“, „Where the Streets have no Name“, „Sunday bloody Sunday“, „With or without you“ . . . Da 160 Lautsprecherboxen rechts und links der Bühne zu gigantischen Türmen gestapelt sind, haben die Ohren auch am nächsten Morgen noch viel von U2. Was für ein Andenken.
(KR)
Often plagiarised, never matched.