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U2 Elevation Tour

Elevation Tour 2nd leg: Europe

: Hallenstadion - Zurich, Switzerland

View all performances at Hallenstadion, Zurich, Switzerland.

(venue website)


Die unverhoffte Menschwerdung der Pop-Götter

Mathieu von Rohr (published on 2001-07-25)

Source: Basler Zeitung

Die irische Band «U2» gab im Zürcher Hallenstadion ein begeisterndes Konzert

«Hey, 'The Edge', komm mal rüber. Der da will auf deiner Gitarre spielen», ruft Bono Vox seinem Gitarristen zu und zieht mit der rechten Hand einen Fan auf die Bühne hoch, der sein Glück kaum fassen kann. Freundlich hängen sie ihm die Akustikklampfe um, lassen ihn freudestrahlend die Hände in die Höhe recken und den Jubel kosten, den sie selber schon so gut kennen. Zu dritt intonieren sie dann Curtis Mayfields «People Get Ready», der Fan begleitet seine Idole mit zittriger Hand auf der Gitarre, dann geleiten sie ihn zurück in die Menge. Die tobt vor Begeisterung. So geschehen diesen Montagabend im Zürcher Hallenstadion am Konzert der Popgruppe «U2». Das Besondere jener Episode? Bisher wäre sie gänzlich undenkbar gewesen.
Die Musiker aus Dublin wollten stets mehr sein als Rocksuperstars. Insbesondere Sänger Bono war immer schon mit einem Sendungsbewusstsein ausgestattet gewesen, das ihn dazu drängte, die Wucht von mittlerweile 70 Millionen verkauften Platten in irgendetwas Spirituelles oder Politisches transformieren zu wollen: Auf den Bühnen des Erdballs nahm er messianische Posen ein und wenn er von Krieg, Hunger und dem Ende der Welt sang, trug er extravagante Kostüme. Hin- und hergerissen zwischen Selbstverliebtheit und dem Drang, die Welt zu verändern, mündeten all die Zeichen in semantischer Leere.
Ungeheures Pathos manifestierte sich auch in «U2s» Musik. Im Spätachtziger-Werk «The Joshua Tree» ist dieser monumentale, rauschhafte Sound aus mächtigen Gitarrenwänden und brachial-heiserem Gesang in seiner gereiftesten Ausprägung zu finden. Das machte es leicht, sich über «U2» lustig zu machen. Manchem Zyniker schien der Besuch von Konzerten der christlichen Rocker schlimmer als der Gang zur Kirche.
Dann entdeckten «U2» so etwas wie Ironie. Es begann 1992 mit der «Zoo-TV»-Tour, wo Sänger Bono mit weiss geschminktem Gesicht als Kunstfigur «MacPhisto» auftrat, es setzte sich fort in Werken wie «Zooropa» (1993) und später dann «Pop» (1996), in denen die Band ihren Superstar-Status mit ungewohnten experimentellen Klängen und grössenwahnsinniger Selbstüberzeichnung zu persiflieren versuchte: Musikalisch gehörten diese Jahre zu ihren spannendsten, doch als Ikonen entschwanden sie noch viel weiter in eine Göttern vorbehaltene und vollends abstrakte Sphäre, aus der sie sternengleich den Erdball bestrahlten und zum Gutmenschentum zu bekehren versuchten, ohne wirklich fassbar zu sein.
Man muss sich das vor Augen halten, wenn man begreifen will, weshalb das Bild von Bono und seinem gitarrespielenden Fan ein so eindrückliches ist: Es symbolisiert die Menschwerdung «U2s» nach 15 Jahren im Olymp. Die «Elevation»-Tour, auf der sie gestern und vorgestern in Zürich Halt machten, zeigt «U2» von einer Seite, die weit von den gigantischen früheren Multimedia-Selbststilisierungen entfernt ist.
Irritierend schon der Beginn: Im noch hell erleuchteten Hallenstadion tritt die Band auf die Bühne und spielt «Elevation», den Titelsong. Als wollten sie damit sagen: Seht her, hier kommen wir, ganz Mensch, ohne faulen Zauber. Dann erlischt das Licht. Die Bühne, eine tief hängende Konstruktion im Geiste reduktionistischer Retro-Ästhetik, wirkt wie ein im grossen Stadion eingebauter kleiner Konzertclub - wie sie die Iren in ihren Anfangstagen bespielten. Die Ikonisierung wird quasi nebenbei erledigt: Vier Bildschirme zeigen jeden der Stars den ganzen Abend über in kunstvoll gefilmten Schwarzweissbildern. Darunter geben die sich wie Jungs von nebenan. Ein in Herzform gebogener Steg führt rund um die Hauptbühne mitten in die Zuschauer hinunter: Dort dreht Sonnenbrillenträger Bono atemlos seine Runden, klettert zu den Massen, berührt und lässt sich berühren: ein Jesus zum Anfassen.

Machtvolle Hymnen

Ganz will sich Bono, der derzeit mit dem Aktenkoffer in Sachen Schuldenerlass für die Dritte Welt kämpft und deswegen zuletzt in Genua mit Regierungschefs konferierte, die messianischen Posen nicht nehmen lassen. Bei «Sunday Bloody Sunday» darf auch nicht der mahnende Hinweis auf den gewaltsamen G-8-Gipfel fehlen - doch das ist Nebensache: Wir erleben gerade ein begeisterndes Konzert. Ein Konzert, bei dem nicht die Stars im Vordergrund stehen, sondern die Songs.
Und die sind fulminant: «The Edges» fräsende Gitarren, Bonos sehnsüchtig aufgeladene Stimme durchfluten das Stadion in sich steigernden Wellen. Es sind Songs, die langsam, aber machtvoll auf einen ekstatischen Punkt hindrängen - wie das sensationell dargebotene «Where the streets have no name», unterstützt von einem 11 000-köpfigen Begleitchor. «U2s» Songs sind Hymnen: Sei es das mächtige «Walk on», seien es erfüllende Balladen wie «One» oder «Stuck in a Moment», in denen sich gemässigtes Pathos aufs Schönste mit berührenden Melodien verbindet. Es sind Lieder, die für sich genommen die grösste Wirkung erzielen. «U2» sind die zurzeit wichtigste Band. Endlich, scheint es, vermögen Bono und seine Mitstreiter diese Last mit Leichtigkeit zu tragen.

Von Mathieu von Rohr

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