U2 Elevation Tour
Elevation Tour 2nd leg: Europe
: Stadthalle - Vienna, Austria
U2 in Österreich (german)
(published on 2001-07-27)Source: Ö3
20.58 Uhr, gestern Abend, Wiener Stadthalle: Bono Vox, The Edge, Adam Clayton und Larry Mullen schlendern entspannt auf die Bühne, greifen sich ihre Instrumente und legen los. 2 Stunden Rock. U2 live in Österreich.
Von 0 auf 100
Ein perfektes Popkonzert. Wenn es so etwas gibt, dann waren U2 mit ihrem Auftritt gestern, Donnerstag, Abend in der Wiener Stadthalle ganz nahe dran. Mit "Elevation", dem Titelsong der laufenden Welttournee, bringen U2 die Wiener Stadthalle vom ersten Ton an zum Beben. 13.000 völlig enthemmte Fans signalisieren die bedingungslose Bereitschaft für eine Megaparty. Zwei Stunden lang wird gejubelt, ausgeflippt, gekreischt, getanzt und getobt. Bis auf die obersten Ränge hält es niemanden auf den Sitzplätzen. Eine tanzende Masse, wie es sie in Wien noch selten zu sehen gab, übertönt beim Mitsingen zeitweise sogar die Lautsprecher - Gänsehautfaktor. Klassiker und Material vom aktuellen Album "All That You Can't Leave Behind" werden aufgemischt und leidenschaftlich vorgetragen. "Sunday Bloody Sunday" in einer intensiven Fassung geht unter die Haut.
Auch durch die eine oder andere Ballade lässt sich die Menge nicht aus dem Rhythmus bringen. U2 2001: Das ist geballter Rock. Keine optischen Gags - vier Musiker auf der Bühne, darüber vier Monitore, alles Schwarz-Weiß, sonst nichts. Man wolle das Publikum nicht langweilen, hieß es vor dem Konzert. Darum gibt es keine Videoeinspielungen und kein Theater, die Texte sagen alles. Erst bei der Zugabe "Bullet The Blue Sky" wird der Screen für Politik genützt: Charlton Heston, Vorsitzender der US-Waffenlobby, erscheint und spricht davon, dass es keine guten und schlechten Waffen gebe, sondern nur gute und schlechte Menschen. U2 antworten mit Bildern vom täglichen Sterben und Bono teilt dem Publikum mit: "Seit John Lennon vor 20 Jahren erschossen wurde, verloren 676.000 Amerikaner durch Kugeln ihr Leben." So kann eine Popband dazu beitragen, den Wahnsinn zu verdeutlichen.
Der schwarzgekleidete Bono bleibt trotz der Bombenstimmung in der Halle das ganze Konzert über so cool, dass man meinen könnte, er sei schlecht drauf. Aber Rockstars in seiner Kategorie lächeln offenbar nicht. Immerhin küssen sie ein paar weibliche Fans, lassen sich Sonnenblumen schenken und stürmen händeschüttelnd über den herzförmigen Laufsteg.
Dazwischen konzentrieren sich U2 aber nur auf die Musik. Gitarrist "The Edge" gibt mit seinen präzisen Riffs einen souveränen Bandleader ab. Seine Spielfreude gipfelt in einer unglaublich funkigen Version von "Mysterious Ways". Die Fans sind erledigt, ihre Reaktionen auf das Konzert sind aber durchwegs positiv, wenn nicht sogar enthusiastisch. Nach dem Konzert haben sich U2 übrigens sofort wieder zurück in ihr Ringstraßen-Hotel fahren lassen. Im hermetisch abgeriegelten Bereich der Bar haben sie sich noch einen Drink genehmigt und sind um ca. 1:30 Uhr auf ihre Zimmer gegangen. Gut für jene 13.000 U2-Fans, die Karten für das heutige Konzert haben. Die Chance, dass die Iren wieder in Topform sind, stehen damit sehr gut.
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