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U2 Elevation Tour

Elevation Tour 2nd leg: Europe

: Hallenstadion - Zurich, Switzerland

View all performances at Hallenstadion, Zurich, Switzerland.

(venue website)


Krieg und Frieden - U2 im Hallenstadion

Elias H. Fröhlich (published on 2001-07-24)

Source: Blick

Krieg und Frieden
U2 im Hallenstadion

VON H. ELIAS FRÖHLICH

Die irischen Rock-Heiligen U2 boten gestern Abend im innert 12 Minuten ausverkauften Hallenstadion eine Show, die punkto Aufwand und Ertrag Massstäbe setzte. Das zweite Konzert vom 24.7. ist ebenfalls längst ausverkauft.

Über zwei Stunden dauert die abwechslungsreiche Rock-Show. Die hingerissenen U2-Fans bekommen 21 Titel zu hören, vor einem beeindruckendem Bühnenbild. Hoch über den Köpfen auf vier Leinwänden die Musiker, auf Sänger Bono, Gitarrist The Edge, Bassist Adam Clayton und Drummer Larry Mullen Jr. verteilt, alles schwarz/weiss gefilmt. So der Inhalt in groben Zügen. Das Spezielle an der U2-Show zeigt sich gleich zu Beginn.
Es ist 21.17 Uhr. Ein zweiminütiges Intro des Beatles-Klassikers «Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band» leitet über in «Elevation». Bei Volllicht wirkt das, was dann passiert, überwältigend. 24.000 Arme in der Höhe, 12.000 Leiber hüpfen ekstatisch auf und ab. Das Hallenstadion bebt in seinen Grundmauern.

Schlag auf Schlag folgen «Beautiful Day», die erste Single aus dem weltweit Millionenfach verkauften letzten Album «All That You Can't Leave Behind», «End Of The World» und der Klassiker «New Years Day».

Die riesige Bühne wird umrahmt von einem gigantischen Herz, das zuweilen blinkt und Bono und seinen Kumpels als Laufsteg dient. Der charismatische Sänger ist sich seiner Ausstrahlung bewusst. Kokettiert tänzelnd mit den sich ihm entgegenreckenden Händen. Hebt ein Girl auf den Steg. Legt das Mädchen auf den Boden. Lässt sich mitten im Fangewirr feiern.

Hinten haut The Edge sein Stakkato in die Gitarren-Saiten. Die messerscharfen Rhythmen und das Scheppern seines Gitarrenklanges – zusammen mit Bonos warmer, ausdrucksstarker Stimme das Markenzeichen des sofort wiedererkennbaren U2-Sounds.

«Hoi zäme, wiä gahts?», fragt Bono unvermittelt. Das Publikum rast. «Wiä gahts?», radebrecht Bono erneut. Und freut sich. «Hello Switzerland, hallo Zürich. Ich weiss, in diesem Publikum gibt es auch viele Fans aus Slowenien.» Riesenapplaus. «Und einige kommen aus Neapel. Hoffentlich haben die ein paar Pizzas mitgebracht.» Gegröle.

Dann sülzt Bono weiter. «Wir spielten schon dreimal in diesem Gebäude. Einmal kamen wir mit der «Achtung Baby»-Show. Früher waren wir gut. Heute sind wir grossartig.» Das Geschrei der Begeisterung tost zum Orkan. Der Mann, Herz und Seele, Dreh- und Angelpunkt der U2-Show, hat die Sympathien auf seiner Seite.

«Sunday Bloody Sunday» war noch nie aktueller. Die Krawalle in Belfast und England, die Kämpfe zwischen Protestanten und Katholiken lassen diese Hymne wie eine Mahnung gegen die Gewalt erscheinen. Wenn Bono politisch agitiert, bedient er sich auch Slogans aus der Musikgeschichte. «Get Up Stand Up, Stand Up For Your Right» von Bob Marley wird zitiert. Um kurz darauf, die Liebe beschwörend, A-capella, den Beatles-Klassiker «In My Life» («There are places I remember...») anzustimmen.

Bei zwei Songs aus dem neuen Album, dem melodiösen Prachtsstück «Stuck In A Moment And You Can`t Get Out Of It» und beim Jaggeresken «In A Little While» stehen mir die Härchen zu Berge. Hohe Schule des Songschreibens auch noch nach über 20 Jahren Karriere.

Freude kommt auf, als Bono einen im Publikum entdeckt, der gerne die Gitarre von The Edge spielen würde. Didier aus Belgien spielt mit U2 vor 12.000 sich auf die Schenkel klopfenden Schweizern den Soul-Klassiker «People Get Ready», lässt sich danach feiern und von Bono und The Edge abknutschen. Auch wenn Didier höchstwahrscheinlich zur U2-Show gehört – der Gag sitzt. Die Stimmung ist jetzt kaum mehr zu toppen.

Die Vier spielen «Desire» unplugged vorne am «Herzsteg». Larry gibt den Rhythmus mit einer Trommel. Bei «Where The Streets Have No Name» singen alle mit. Viele U2-Songs sind wie alte Bekannte. «Mysterious Ways» setzt einen Kontrapunkt zum schlichten Bühnendesign. Tanzende Girls in bunten Farben bilden den Hintergrund auf einer riesigen Videowand.

«It's allright, it's allright» singen die Fans im Chor mit Bono mit, der Swing dieser Hymne verbreitet etwas Feierliches im Hallenstadion. Dann tauchen nach flirrenden Psychomustern, Herzen und tanzenden Quadraten Worte auf der Leinwand auf. «Love Me», «Believe».

Zur ersten Zugabe «>Bullet the Blue Sky» wird politisiert. «Die grössten Waffenhändler der Welt sind die USA, Grossbritannien, Frankreich, China und Russland». Auf der Videowand Bilder von Krieg und Diktatoren. Geradezu friedlich wirkt als Kontrapunkt der Song, auf den alle warten. Mit zurückgenommener Power wirkt «With Or Without You» wie ein Kirchenlied, das nochmals alle Emotionen gebündelt zutage bringt. Das kann noch nicht das Ende sein.

Das für Zürich typische Händeflattern und ein vom Woodstock-Film bekannter Refrain aus Tausenden Kehlen lassen Bono & Co. nochmals zurückkehren. «One» («One Love, One Life») und «Walk On» beschliessen einen unvergesslichen Konzertabend.

«Das beste Konzert, das ich je gesehen habe», hört man von allen Ecken beim Herausgehen in die regenkühle Nacht.

«Morgen gehe ich nochmals hin. Ein Ticket werde ich mir dann halt auf dem Schwarzmarkt besorgen», so andere Stimmen. Die Schwarzmarktpreise lagen bei 300 Franken. Auch wenn es viel ist – diese U2-Show ist es wert.

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